Der Kahuna Modus
Roman.
Eichborn.Berlin, 2001
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[www.kahunamodus.de]
Roman.
Eichborn.Berlin, 2001
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intro
- Go-Betweens, Mischwesen und alternative Lebensformen aller Art, das sind die Figuren,
die Nika Bertrams Geschichten bevölkern. Gestrandete Thirty-somethings, Technikfreaks,
Irrlichter und betrunkene Götter, Flaschengeister und chaoskompatible Doppelgänger, mit
Voodoo-Puppen gefütterte Ratten und eifersüchtige Raben ... Als der *Kahuna-Modus*
erschien, war es, als sei ein seltsamer, aber liebenswerter
literarischer Bastard vom Himmel gefallen. Bastard Pop, im 80s Remix.
Klappentext:
Nadine weiß nicht, wie alles angefangen hat. Nur, daß in ihrem Leben seit einigen Monaten nichts mehr mit rechten Dingen zugeht ... und daß sie gerade in einer Zelle gefangen gehalten wird, die mit Milch gefüllt ist und so undurchsichtig zu sein scheint wie ihr Auftrag: Sie soll ihre eigene Geschichte niederschreiben. Zu ihrem eigenen Besten. Aber bitte ohne Bilder. Eine Vorgabe, an die sich die junge Comic-Zeichnerin nur schwer halten kann. Mit skurrilem Humor und Song für Song setzt Nadine zu Textzeilen, Riffs, Beats und Loops von David Bowie, Björk, Tricky und Nick Cave die Bilder ihres Lebens zusammen, und sie erinnert sich: an ihre mysteriösen Verwandlungen in seltsame Kreaturen, ihre verlorene Liebe Susan, ihren Halbbruder und Computer-Wizard Arthur, und ihre Versuche, sich heimisch zu fühlen in dieser Welt, als Zwischenwesen, das kein Monster sein und nicht alleine bleiben will ...
Der Kahuna Modus ist ein literarisch-virtuoser Trip durch alternative Erzähl- und Lebensformen, der spielerisch und souverän verschiedenste Elemente aus Musik, Comic, Technologie und Mythologie miteinander verbindet.
der kahuna modus - auszug
- "Magic is just advanced technology."
(nach dem 3. Gesetz der Technik von Arthur C. Clarke)
Seltsam war die Szenerie, in der ich damals erwacht war und mich nicht wiederfand. Zunächst. Gulliver, inmitten winziger Sandhügel, einer verlassenen Siedlung von Sandwespen, die an diesem Morgen geschlüpft waren und nur ihren Hausmüll zurück gelassen hatten. Als Abschiedsgeschenke an die Flut, die stiefmütterliche und unersättliche, die jede Nacht ein Stück Küste probiert, mit oder ohne Bewohner. Wer ihr folgt und zu lange bleibt, den inhaliert sie tief und genüßlich, bevor sie seine Hülle auf den Strand ascht. Nur äußerst selten gibt sie ein verirrtes Landwesen unbeschadet wieder zurück an sein natürliches Element.
Vielleicht wollte sie sich das Rauchen abgewöhnen.
Vielleicht war ich ihre letzte Zigarette gewesen, angezündet und gleich ausgedrückt, ausgespucktes Strandgut, das an diesem Morgen vor La Palue lag, eine Wange auf kühlem Ufersand, in feucht-schweren Kleidern, die Haare voll Muschelsplitter, Sand und Algen. Verspätete Wellenausläufer schoben mir den letzten Meeresabfall hinterher. Meine linke, freie Hand griff nach dem trockenen Sand am Kopfende, doch er entkam.
Jemand rief meinen Namen. Eine vertraute Stimme, zu der ein vertrautes Augenpaar gehörte, Fischeraugen, die mich betrachteten wie einen Fang, der zu klein, unverkäuflich oder krank war. Gewöhnlich warf mein Onkel Yvan solche Fische wieder zurück. Nun schien ihm diese Entscheidung schwer zu fallen. Dabei konnte ich zumindest nicht zu klein sein.
Ich sei okay, sagte ich, doch er fragte, warum ich es getan hätte, und ich wußte nicht was, wußte überhaupt nichts mehr, war ohne Erklärung oder Erinnerung, weder religiös noch wundergläubig, nur profan verwirrt. In diesem Zustand, fand er, sei es besser, wieder abzureisen. Schon bei meiner Ankunft, als ich seiner Umarmung ausgewichen sei, habe er etwas gespürt, sei ich ihm merkwürdig vorgekommen, irgendwie. Anders als sonst.
der kahuna modus - pressestimmen
- "Liest sich weg wie warme Semmeln."
(E. Buhr, Weihnachtstipp, Frankfurter Rundschau)
- "Der Kahuna Modus ist ein Roman, dessen dicht am Schrecken siedelnde Schönheit aus
der Lust an Technologien resultiert, die sich ebensowenig beherrschen lassen wie der
eigene Körper - und diesem daher auf erschreckende Weise verwandt sind. Was zunächst
wie eine eskapistische Phantasie wirkt, erweist sich unter der Hand als bestechend
scharfe Analyse einer Gegenwart, in der das Geschlecht ebenso frei wählbar ist wie
Lebensstil und politische Haltung." (D. Scheck, Deutschlandfunk)
- "Ohne viel Zitiererei oder Bilderklau tauchen sie auf: die Wesen und Götter Ovids,
die verzauberte Welt eines König Arthurs, Alice, die schrägen Vögel eines Poe oder
Pynchon. Letztlich sind sie es, die die Literatur nicht preisgeben an den edlen Kommerz.
Nika Bertrams Roman der kahuna modus ist ein erstaunliches Debüt, weil eben durch und
durch Literatur. Möge die Autorin das Geheimnis ihrer Verwandlungskraft hüten und
niemandem (ganz) verraten!" (A. Trojan, Süddeutsche Zeitung)
- "Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel Nika Bertram, die gerade mit ihrem
Roman Der Kahuna Modus debütierte - in gewissem Sinn ein Stück Netzliteratur, denn
inhaltlich spielt der Cyberspace eine große Rolle. Zusätzlich bietet die Autorin (...)
ein Rollenspiel an, in dem die Leser den Personen aus dem Buch begegnen können.
Eine gelungene Kombination von Literatur und Interaktivität." (K. Mensing, taz)
- "Eine junge Autorin, die Kafka und Comics gelesen hat, außerdem Virginia Woolfs
Orlando und die Autobiografie einer Ratte, verfasst von einem einstigen Mitarbeiter des
polnischen Sicherheitsdienstes, benutzt die Methoden des Comics, um einen völlig
abgedrehten weiblichen Entwicklungsroman zu gestalten. (...) ein hoch interessantes Buch."
(K. Döbler, Die Zeit)
- "Ist das Spiel dann ausgespielt und das Buch beiseite gelegt, bleibt die Frage,
ob man sich gerade eine eine neo-feministische Vision, eine philosophische Studie über
Realität oder eine Abhandlung über kulturelle Identität zu Gemüte geführt hat.
Wahrscheinlich alles in einem. Aber man muss auch nicht zwingend ins tiefere Sinnieren
geraten, es reicht schon, kurz zu überlegen, wie man sich ein mit fraktalen
Endivienblättern garniertes Kahuna Sandwich zubereiten kann." (W. Brauer, Spiegel Online)
- "Ein teuflischer Rave auf Papier. Eine grelle Faustiade im Techno-Rausch, deren
Einstellungen fast so schnell wechseln wie hämmernde Beats. Und dennoch geht auch ein
alter Zauber aus von Nika Bertrams Der Kahuna Modus. Es ist die Geschichte einer
mythischen Liebe, angesiedelt irgendwo zwischen Ovid und einem psychedelischen
Computerspiel." (P. Thomas, FAZ)
- "Die dreißigjährige Nika Bertram legt den Halbbrüdern der Netzliteratur zumindest
einiges vor mit ihrem bimedialen Roman - und schert bemerkenswert aus aus den Reihen
ihrer gleichaltrigen Geschwister, die im Popliteraturzimmer spielen, während Nika ganz
neue "Levels" entdeckt." (C. Böhler, Der Standard)
- "Eines zeigt die Wahl-Kölnerin mit oder trotz aller Interaktivität: dass Literatur
immer noch rockt. Und das kann man nicht oft genug demonstrieren." (P. Battle, Die Woche)
-
"Der Erzählfluss wirkt wild und ausufernd und doch ist der Roman in sich abgerundet.
(...) Die Energie speist sich nicht aus dem der Hochliteratur eigenen Drang, von Menschen
und deren Beziehungen erzählen und so bewältigen zu wollen, sondern aus der Auseinandersetzung
mit der Popkultur (zu der auch der Cyberpunk gehört), mit der verwalteten (Waren)Welt, die
von Apparaten und Maschinen beherrscht wird, die aber dem Menschen Entfaltung seiner selbst
verheißt, die Unmögliches wahr werden zu lassen verspricht, aber letztendlich doch dem einzelnen seine
Chancenlosigkeit zeigt. Das Phantastische ist skandalös, denn hier sprengt das "Monster"
Nadine alle Grenzen (...) Dieses Aufbegehren auch in und mit der Sprache gegen das Vorhandene,
teilt "Der Kahuna-Modus" auch mit der Social-Beat Bewegung. Da ist es nicht verwunderlich,
dass Bertram sich auch an Poetry Slams (erfolgreich) beteiligt hat. (...). Ein herausragender Roman,
allen Phantastik-Freundinnen wärmstens empfohlen." [ganz lesen]
(M. Baumgartner, SciFi Club BW)
- "Nika Bertram betreibt im "Kahuna Modus" ein virtuoses (Genre-) Spiel mit einer
Wirklichkeit, die keine feste Größe mehr ist: Durch Traum, Fiktion, (gentechnische)
Transformation und digitales Cyberspace wird sie zur beliebig modellierbaren
Versuchsmasse. Auf mitreißende Weise morpht sich die 30jährige Jung-Autorin durch die
verschiedensten Seinszustände - "Nichts ist unmöglich...!" - und scannt die Welt ebenso
vielperspektivisch wie plastisch ein. Genau lotet sie dabei auch die Potenziale zwischen
der kafkaesken Bedrohung und dem Grauen sowie der am Horizont leuchtenden Befreiung aus."
[ganz lesen]
(K. Herrmann, carpe.com)
- "So etwas hat man so noch nicht gelesen." (FHM)